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Caritaspanel im wissenschaftlichen Austausch: Auswirkungen der COVID 19-Pandemie auf den Pflegesektor und die Beschäftigung in Europa

Caritas-Dienstgeber beteiligen sich mit Daten aus dem Caritaspanel am wissenschaftlichen Diskurs auf europäischer Ebene zu den Auswirkungen der COVID 19-Pandemie

Das Forschungsprojekt COVICARE der Université Nantes hatte im Juni 2024 zu einer Konferenz in Brüssel verschiedene Vertreter aus Forschung sowie Akteure aus dem Sozialen Sektor eingeladen. Für die Caritas-Dienstgeber nahm Dr. Pascal Krimmer (DGS-Geschäftsstelle) als Projektverantwortlicher des Caritaspanels, der größten Rechtsträgerbefragung der Caritas, teil. Ziel der Konferenz war es zu verstehen, ob und wie die COVID 19-Pandemie in fünf sehr unterschiedlichen Ländern (Frankreich, Deutschland, Belgien, Italien und Vereinigtes Königreich) zu einer längerfristigen Neugestaltung der Regulierung des häuslichen Pflegesektors geführt hat.

Die Maßnahmen, die als Antwort auf die Pandemie in Europa entwickelt wurden, sind von Land zu Land unterschiedlich. Im Bereich der häuslichen Pflege älterer Menschen hat das Auftreten von Covid-19 jedoch überall die gleichen gesundheitlichen und sozioökonomischen Fragen aufgeworfen. Wie kann man den Schutz des Pflegepersonals und der von ihm betreuten Personen gewährleisten, wenn man weiß, dass bestimmte Aufgaben eine große Nähe erfordern? Wie kann sichergestellt werden, dass das Pflegepersonal nicht mit dem Virus in Berührung kommt, insbesondere wenn es an Ausrüstung fehlt oder die Anweisungen unklar sind?

Wichtige Datenbasis Caritaspanel

Die Caritas-Dienstgeber konnten sich auf Datenbasis des Caritaspanels in den wissenschaftlichen Diskurs mit Erkenntnissen zur wirtschaftlichen Betroffenheit der Einrichtungen, Inanspruchnahme von Kurzarbeit in 2020 sowie zur Verbreitung von Mobilem Arbeiten (Homeoffice) im Bereich der Caritas einbringen. Dr. Pascal Krimmer wies in diesem europäischen Kontext zunächst auf die Rolle der Caritas in Deutschland als größter Arbeitgeber nach dem Staat hin, der nicht nur als wichtiger Akteur der Sozialpolitik auftritt, sondern mit über 25.000 Diensten und Einrichtungen ein großes Leistungsspektrum im Sozialen Sektor abdeckt.

Die Ergebnisse des Caritaspanels aus dem Erhebungszeitraum der Pandemie zeigen, dass von der COVID-19-Pandemie keine langfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Einrichtungen der Caritas ausgingen. Auch das Thema Kurzarbeit war, so konnte Dr. Pascal Krimmer darlegen, in den Einrichtungen der Caritas kein großes Thema, da die angebotenen Dienste als „systemrelevant“ eingestuft wurden. Insgesamt zeigen die Ergebnisse des Caritaspanels, dass nur 19 Prozent der teilnehmenden Rechtsträger auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen haben. Bezogen auf alle im Caritaspanel abgebildeten Personen waren damit lediglich 3,6 Prozent der Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen – deutschlandweit und über alle Branchen hinweg war es hingegen fast jeder fünfte Beschäftigte (20 Prozent).

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie ist in Deutschland zudem eine dynamische und im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittliche Entwicklung der Gehälter im Pflegebereich zu beobachten.

Mobiles Arbeiten gewinnt an Bedeutung

Auch im Bereich des Mobilen Arbeitens konnte das Caritaspanel große Veränderungen aufzeigen. Wird die Verbreitung von Mobilem Arbeiten in der Caritas für das Jahr 2022 betrachtet, geben ganze 86 Prozent der teilnehmenden Rechtsträger an, dass ihre Beschäftigten von zuhause oder unterwegs arbeiten können. Der Anteil ist gegenüber der Erstmessung im Jahr 2020 um 7 Prozentpunkte angestiegen. In der großen Gruppe der Rechtsträger mit Mobilem Arbeiten wurden in neun von zehn Fällen die Angebote zur Mobilen Arbeitserledigung im Zusammenhang mit der Pandemie eingeführt oder ausgeweitet. Auch dieser Anteil ist mit einem Plus von 8 Prozentpunkten deutlich gewachsen. Es ist anzunehmen, dass die pandemische Ausnahmesituation der vergangenen Jahre großen Einfluss auf die Etablierung digitalisierter und räumlich flexibilisierter Erwerbsarbeitsmuster in der Caritas genommen hat. 97 Prozent der Rechtsträger, die Homeoffice und Mobiles Arbeiten während der COVID-19-Pandemie eingeführt oder ausgebaut haben, gaben an, ihre Angebote auch nach endgültigem Abklingen der Gefahrenlage beibehalten zu wollen. Der Anteil hat sich um 13 Prozentpunkte erhöht. Somit kann darauf geschlossen werden, dass die Rechtsträger positive Erfahrungen mit Mobilem Arbeiten sammeln und dessen Vorteile schätzen. Diese Verbreitung Mobiler Arbeitsmuster im Sozial- und Gesundheitswesen muss insbesondere im Vergleich zur vorpandemischen Zeit als relativ hoch eingeschätzt werden. Befragt nach den Gründen, gaben die Rechtsträger an, am häufigsten Homeoffice und Mobiles Arbeiten zur Verringerung der Infektionsgefahr während der Corona-Pandemie einzusetzen. 86 Prozent der Rechtsträger benennen dies als ein zentrales Motiv.

Mobiles Arbeiten spielt im Bereich der Altenpflege eine geringere Rolle als in anderen Hilfefeldern, da die Tätigkeiten in der Pflege im Wesentlichen im direkten Kontakt mit den Pflegbedürftigen erbracht werden müssen. Anders verhält es sich mit Tätigkeiten, die die Erledigung von Dokumentationspflichten und weiteren Verwaltungsaufgaben beinhalten. Diese nehmen im Gesundheits- und Sozialwesen durchaus einen erheblichen Raum ein. So wird in aktuellen Untersuchungen berichtet, dass sozialpädagogische Fachkräfte circa zwei Drittel ihrer Arbeitszeit mit rein administrativen Tätigkeiten zubringen. Diese Potentiale zu Mobilem Arbeiten im Bereich der Pflege gilt es zu identifizieren und zu nutzen.

Aktuelle Befragungsrunde Caritaspanel

So stellt auch in der aktuellen Befragungsrunde des Caritaspanels Mobiles Arbeiten einen Schwerpunkt dar – erhoben werden soll, inwieweit nach der Pandemie Angebote zum Mobilen Arbeiten weiter ausgebaut wurden und welche Lösungsansätze die Einrichtungen bezüglich des Pflegesektors mittlerweile entwickelt haben, auch in hauptsächlich pflegenden und betreuenden Berufsfeldern Mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Dabei sind die Rechtsträger erstmalig aufgerufen, auch Best-Practice-Beispiele mit einzureichen. Die Teilnehmer sind im Anschluss an die Befragungsrunde zu einem caritas-internen Fachaustausch über die Ergebnisse des Caritaspanels und die Best-Practice-Beispiele eingeladen.

Die aktuelle Befragungsrunde des Caritaspanels läuft derzeit – alle Rechtsträger im Anwendungsbereich der AVR Caritas sind aufgerufen, bis zum 30. September 2024 teilzunehmen. Mehr zum Caritaspanel und zur Teilnahme

Die Ergebnisse des COVICARE-Forschungsprojekts sollen in Kürze publiziert werden.

Text: Sylvia Lutz-Munder

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