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Aktuelle Zahlen aus der Entgeltstatistik 2022 der Bundesagentur für Arbeit

Die Pflegebranche zeichnet sich weiterhin durch eine überdurchschnittliche Lohnentwicklung aus. Dies belegen die neuen Zahlen der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit.

Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten 2022

Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte am 20.07.2023 die jährliche Lohnstatistik, die „Entgeltstatistik“. Die Daten (Stichtag 31.12.2022) werden aus den Sozialversicherungsmeldungen der Unternehmen abgeleitet. Der Entgeltatlas ist eine interaktive Deutschlandkarte, in der die durchschnittlichen Gehälter als Medianentgelte der Berufe nach Merkmalen wie Geschlecht, Region und Altersgruppe abrufbar sind. Das Medianentgelt ist das mittlere Entgelt über alle Vollzeitbeschäftigte hinweg. Die untere Hälfte der Beschäftigten erzielt ein Entgelt unterhalb des Medianlohns, die obere Hälfte oberhalb des Medianlohns. 

Das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten betrug im Jahr 2022 3.646 Euro; das sind 130 Euro mehr als im Vorjahr und entspricht einem Zuwachs von 3,7 Prozent. Über den Zeitraum 2015 bis 2022 ist das Medianentgelt um 18,3 Prozent gestiegen.

Mediangehälter in der Altenpflege sind überdurchschnittlich gestiegen

Verglichen dazu sind die Mediangehälter in der Altenpflege (Nr. 821 gemäß Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010)) erneut deutlich überdurchschnittlich gestiegen. Absolut betrachtet liegt der Medianverdienst 2022 um 261 Euro höher als 2021. Das ist eine Steigung um 8,6 Prozent. Langfristig, von 2015 bis 2022, ist das Medianentgelt hier sogar um 40,6 Prozent gestiegen. Aufgrund der Anfang 2020 eingeführten generalistischen Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann wird die trennscharfe Unterscheidung zwischen Gesundheits- und Krankenpflege einerseits und Altenpflege andererseits in den Arbeitsmarktstatistiken zukünftig nicht mehr möglich sein. Bis in der Statistik eine Bereinigung stattgefunden hat und die Berufe aus beiden Bereichen zusammen betrachtet werden, kann die in der Entgeltstatistik verfügbare Auswertung nach Wirtschaftszweigen einen weiteren Anhaltspunkt liefern. So kann z.B. der Anstieg im Gesundheitswesen (Abschnitt Q Abteilung 86 gemäß Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) oder in Heimen und Sozialwesen (Abschnitt Q Abteilung 87 und 88 gemäß (WZ 2008) betrachtet werden. Hier lässt sich zwischen 2015 und 2022 in allen Wirtschaftszweigen ebenfalls eine überdurchschnittliche Steigerung der Medianentgelte von 23,6 Prozent (Gesundheitswesen) und 26,5 Prozent (Heime und Sozialwesen) beobachten. Der Anstieg zwischen 2021 und 2022 fällt im Wirtschaftszweig Heime und Sozialwesen mit 5,3 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich aus. Das Gesundheitswesen liegt mit 3,1 Prozent hingegen etwas unter dem Durchschnitt.

Gehälter von Fach- und Hilfskräften in der Caritas-Altenhilfe

Im Bereich der Caritas sind die Gehälter von Hilfskräften in der Altenhilfe im betrachteten Zeitraum um rund 25 Prozent gestiegen. Fachkräfte hatten im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von rund 20 Prozent. Der Unterschied liegt an Mindestbeträgen bzw. den 2021 eingeführten neuen Pflegezulagen, deren prozentuale Auswirkung bei niedrigeren Vergütungen stärker ist. Insgesamt ist anzumerken, dass sich die betrachteten Gruppen von Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in der Altenhilfe grundsätzlich unterschiedlich zusammensetzen. Dies erklärt zumindest einen Teil des Unterschiedes bei den Medianverdiensten. So ist das eingesetzte Personal im Krankenhaus im Durchschnitt höher qualifiziert, da zum einem der Anteil der „Nichtfachkräfte“ (Entgeltgruppen P 4 und P 6) im Krankenhaus kleiner ist und zum anderen der Anteil der Beschäftigten mit schwierigen Tätigkeiten oder mit Fachweiterbildung höher ist als in der Altenhilfe. Diese Pflegefachkräfte sind zum Beispiel in den AVR nicht in der Entgeltgruppe P 7, sondern in den Entgeltgruppen P 8 oder P 9 eingruppiert. Für den Bereich der Caritas gilt aber dennoch, dass die festen Vergütungen in der Alten- und Krankenpflege in den einzelnen Entgeltgruppen gleich sind und somit für gleiche Tätigkeiten auch gleich viel bezahlt wird.

Caritas-Fachkräfte für Altenhilfe sind Topverdiener

Einen Überblick über die Entgelte in der Altenhilfe gibt die hiesige Abbildung. Der mittlere Bruttolohn von Fachkräften in der Altenhilfe lag 2022 bei 3.611 Euro (hellgrauer Balken) – und damit deutlich über dem Median für alle Fachkräfte, die auf einen Bruttolohn von 3.383 Euro (dunkelgrauer Balken) kamen. Das Medianentgelt für Fachkräfte in der Altenhilfe liegt seit 2020 über dem aller Fachkräfte. Der Abstand wächst von Jahr zu Jahr von 8 Euro im Jahr 2020 auf 228 Euro im Jahr 2022. Für den Bereich der Caritas liegen keine Medianentgelte vor. Als Vergleichsgröße werden daher Durchschnittswerte herangezogen, die auf Basis der Faktenblätter der Caritas-Dienstgeber ermittelt werden. Die so für den Bereich der Caritas ermittelten Werte sind in der Abbildung als rote Balken dargestellt. Demnach verdienen Fachkräfte (Entgeltgruppe P 7) bei der Caritas durchschnittlich 3.776 Euro und damit sogar mehr als der Durchschnitt der Vollzeitbeschäftigten aller Branchen, die auf ein Medianentgelt von 3.646 Euro kommen (dunkelgrauer Balken ganz rechts). Auch Pflegehelfer(innen) im Bereich der Caritas kommen mit 3.047 Euro auf ein Bruttoentgelt, das deutlich über dem der aus dem Entgeltatlas betrachteten Helfer(innen) liegt. In den ausgewiesenen Eurowerten gehen sowohl Pflegehelfer(innen) ohne Ausbildung in der Entgeltgruppe P 4 (85 Prozent) und solche mit einjähriger Ausbildung in der Entgeltgruppe P 6 (15 Prozent) ein.

Geringe Unterschiede im Ost-West-Vergleich der Entgelte

Auch der West-Ost-Unterschied im Medianentgelt verzeichnete eine Verringerung und liegt aktuell bei 595 Euro. Die höchsten Medianentgelte wurden in Hamburg (4.127 Euro), Baden-Württemberg (3.977 Euro) und Hessen (3.938 Euro) erzielt; die niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern (2.935 Euro), Thüringen (2.945 Euro) und Sachsen-Anhalt (2.993 Euro). Im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens sind die West-Ost-Unterschiede deutlich geringer. Sie liegen zwischen 156 Euro im Gesundheitswesen und 282 Euro im Bereich Heime und Sozialwesen. Dabei variieren die Medianentgelte zwischen 3.174 Euro im Bereich Heime und Sozialwesen in Sachsen und 3.865 Euro im Gesundheitswesen in Hamburg.

Im Bereich der Caritas erhalten Beschäftigte im Gebiet der Regionalkommission Ost eine Vergütung, die sich an der Vorjahresvergütung der Regionen West orientiert. Konkret beträgt die Vergütung zwischen 101 Prozent und 102,5 Prozent der am 1. Juli des Vorjahres gültigen, von der Arbeitsrechtlichen Kommission festgesetzten mittleren Werte. Damit liegt in der Regel weniger als „eine lineare Steigerung“ zwischen den Tarifgebieten. Aktuell liegen die Vergütungen im Bereich der Regionalkommission Ost daher sogar teilweise über denen in den Regionen West. Dies gilt überall dort, wo der „Anpassungsfaktor Ost“ – der zwischen 1,0 und 2,5 Prozent liegt –, die letzte lineare Steigerung in den Regionen West übersteigt.

Fazit

Die Verdienste in der Gesundheitsbranche – insbesondere im Bereich der Altenhilfe (plus 8,6 Prozent) – sind erneut deutlich stärker als in anderen Branchen (plus 3,7 Prozent) gewachsen. Seit 2020 liegt damit auch das Medianentgelt für Fachkräfte in der Altenhilfe mit 3.611 Euro über dem aller Fachkräfte. Der Abstand ist von Jahr zu Jahr gewachsen und liegt inzwischen bei 228 Euro. Im Bereich der Caritas verdienen Fachkräfte in der Entgeltgruppe P 7 sogar durchschnittlich mindestens 3.776 Euro. Auch der Ost-West-Unterschied der Entgelte ist im Gesundheits- und Sozialwesen (156 bis 282 Euro) deutlich geringer als in der Gesamtwirtschaft (595 Euro). Im Bereich der Caritas verdienten Fachkräfte in der Entgeltgruppe P 7 im Jahr 2022 sogar ein paar Euro mehr als im Westen.

Ökonomische Analyse

Autor/-in: Dr. Pascal Krimmer

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