Beschäftigte in der Pflege
Nach wie vor wird in der Öffentlichkeit ein überwiegend negatives Bild von den Arbeitsbedingungen in der Pflege gezeichnet. Kritisiert wird dabei auch immer wieder die Höhe der Gehälter. Argumentiert wird in diesem Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Zahlen.
Glücklicherweise mehren sich auch Beiträge von Experten, die ein anderes Bild zeichnen. Sowohl das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) als auch das Statistische Bundesamt (destatis) berichten von einer überdurchschnittlichen Entwicklung der Vergütung von Pflegekräften.
Aktuelle Zahlen aus der Beschäftigtenstatistik (IAB)
Laut einer aktuellen Studie des IAB, die auf Daten der Beschäftigtenstatistik der BA (SV-Meldungen) basiert, sind die (Median-)Verdienste in der Krankenpflege seit 2012 im Großen und Ganzen entsprechend der allgemeinen Lohnentwicklung gestiegen – in der Altenpflege waren die Steigerungen im gleichen Zeitraum sogar überdurchschnittlich.
Konkret sind die Bruttoentgelte in der Altenpflege seit 2012 um rund 28 Prozent gestiegen (Helfer: +27,6 %; Fachkräfte: +27,8 %). In der Krankenpflege liegt der mittlere Verdienst der Beschäftigten im Jahr 2019 um knapp 20 Prozent über den Werten von 2012 (Helfer: +17,2 Prozent; Fachkräfte: +19,9 %). Im Vergleich dazu ist die Entlohnung aller Vollzeitbeschäftigten zwischen 2012 und 2019 lediglich um 18,3 Prozent angestiegen.
In Euro ausgedrückt bedeutet dies, dass der Medianverdienst von Fachkräften in der Krankenpflege im Jahr 2019 bei durchschnittlich 3.547 Euro liegt. Das ist etwas mehr als der Medianverdienst der Beschäftigten insgesamt mit 3.401 Euro. Für Fachkräfte in der Altenpflege weisen die Zahlen des IAB einen mittleren Verdienst von 3.032 Euro aus (siehe Abbildung 1). Bei der Beurteilung der Pflegeentgelte ist zu berücksichtigen, dass sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege häufig Zuschläge für Nachtschichten sowie Wochenend- bzw. Feiertagsdienste anfallen, die in den hier präsentierten Entgelten nur zum Teil enthalten sind.
Aktuelle Zahlen aus der vierteljährlichen Verdiensterhebung (destatis)
Ebenfalls positiv ist das Bild, das in einer Pressemitteilung von destatis zum Tag der Pflege am 12.05.2021 gezeichnet wird. Daraus geht hervor, dass die Gehälter von Fachkräften in Pflegeheimen im vergangenen Jahrzehnt um fast 40 Prozent – und damit fast doppelt so stark wie der Durchschnitt aller Gehälter – gestiegen sind.
Den amtlichen Daten von destatis zufolge sind die Bruttomonatsverdienste von Vollzeitfachkräften in Pflegeheimen in den Jahren 2010 bis 2020 von durchschnittlich 2.426 Euro auf 3.363 Euro im Monat gestiegen – ein Plus von 38,6 Prozent. Dabei handelt es sich um den Mittelwert (und nicht den Median) der Grundgehälter ohne Sonderzahlungen. In der Gesamtwirtschaft erhöhten sich die Durchschnittsverdienste im selben Zeitraum von 2.712 Euro auf 3.286 Euro, was einer Steigerung um 21,2 Prozent entspricht. Krankenpflegekräfte lagen 2020 mit Grundgehältern von durchschnittlich 3.578 Euro in dem Vergleich an der Spitze (plus 32,9 Prozent gegenüber 2010); für Fachkräfte in Alten- und Behindertenwohnheimen gab es Steigerungen von 32,8 Prozent auf 3.291 Euro. Damit haben auch sie das Durchschnittsniveau der Gesamtwirtschaft zumindest knapp überholt.
Die Zahlen von destatis basieren auf der vierteljährlichen Verdiensterhebung. Dabei handelt es sich um eine schriftliche Stichprobenerhebung mit Auskunftspflicht, in der 40.500 Betriebe mit fünf und mehr Beschäftigten befragt werden. Die Zahlen werden gemäß der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) ausgewertet.
Ausblick
Die aktuellen Zahlen des IAB und von destatis zeigen, dass sich die Entgelte in der Pflege im letzten Jahrzehnt sehr positiv entwickelt haben. Sie sind besser sind als ihr Ruf. Das erkennen anscheinend auch immer mehr Schulabgänger, die sich für eine Ausbildung in der Pflege entscheiden. Dies zeigen die trotz der Pandemie im Schuljahr 2020/2021 erneut gestiegenen Zahlen von Auszubildenden in der Pflege, auf die FAZ im Wirtschaftsteil ihrer Ausgabe vom 01.07.2021 verweist. Damit setzt sich der Trend aus dem Schuljahr 2019/2020 fort, in dem die Zahl der Auszubildenen laut einer Meldung des BMFSFJ vom 28.10.2020 bereits um 8,2 Prozent gestiegen war.
Für den Bereich der Caritas ist ergänzend anzumerken, dass die festen Vergütungen in der Alten- und Krankenpflege gleich hoch und mit dem in den Studien ausgewiesenen Niveau für Beschäftigte in der Krankenpflege vergleichbar sind. Einen genauen Überblick über die aktuelle Zusammensetzung und Höhe der Vergütung im Bereich der Caritas liefern die „Faktenblätter Vergütung“, die Sie hier finden.
Ökonomische Analyse