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Sicher und sinnstiftend: Ein Arbeitsplatz bei der Caritas

Ein Beitrag über die Situation der sozialen Berufe bei der Caritas

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass vor allem die sozialen Berufe derzeit vom Fachkräftemangel betroffen sind: Fünf von zehn Berufen sind mit der größten Fachkräftelücke dem sozialen oder dem Gesundheitssektor zuzuordnen. Das betrifft die Fachbereiche Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Erziehung, Alten- und Krankenpflege sowie Physiotherapie. Die größte Fachkräftelücke ergab sich im Jahresdurchschnitt 2021/2022 bei der Sozialarbeit und der -pädagogik. Von den bundesweit knapp 26.500 offenen Stellen blieben 20.600 Stellen unbesetzt.

Der Fachkräftemangel im sozialen Sektor geht vor allem auf demografische Entwicklungen zurück: Geburtenstarke Jahrgänge der Babyboomer gehen in den Ruhestand, während viel weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter in den Arbeitsmarkt nachrücken. Die Lebenserwartung steigt – und mit ihr auch die Nachfrage nach mehr medizinischen Leistungen und Alterspflege. Hinzu kommt eine immer älter werdende Belegschaft. Im Caritas-Bereich sind etwa zwei Drittel der Beschäftigten älter als 40 Jahre. Die über 55-Jährigen machen rund 30 Prozent aus, und ihr Anteil ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

Attraktive Gehälter bei Pflege und Erziehung

Auch aufgrund der hohen Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in den Sozialberufen, haben die Gehälter in den letzten Jahren ein hohes Niveau erreicht. Laut der Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit ist das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten zwischen 2014 und 2021 um 16,3 Prozent gestiegen. Das Medianentgelt in der Gesundheits- und Krankenpflege ist im gleichen Zeitraum um 20,5 Prozent und in der Altenpflege um 32,2 Prozent gestiegen. Im Bereich der Caritas sind in dieser Zeit die Gehälter von Hilfskräften in der Altenhilfe ebenfalls um gut 30 Prozent gestiegen. Fachkräftegehälter hatten im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von knapp 27 Prozent. Der Unterschied liegt an Mindestbeträgen und den 2021 eingeführten neuen Pflegezulagen, deren prozentuale Auswirkung bei niedrigeren Vergütungen stärker ist.

Pflegefachkräfte verdienen bei der Caritas bereits im Einstieg mehr als 40.000 Euro. Spätestens nach 15 Jahren Berufstätigkeit liegt die Jahresvergütung über 50.000 Euro. Erzieher erreichen in der Endstufe eine Jahresvergütung von über 52.000 Euro. Dazu kommen eventuelle Zuschläge für Nacht- oder Wochenendarbeit. Mit mehr als 50.000 Euro Jahreseinkommen gehören beide Berufsgruppen zu den Top-Verdienenden unter den Beschäftigten mit mindestens dreijähriger Berufsausbildung. Lange Betriebszugehörigkeiten und wenig Fluktuation, attraktive Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit: Und trotzdem besteht auch bei der Caritas ein Engpass in der Besetzung freier Stellen. Dienstgeber der Caritas und Politik greifen daher zu weiteren Maßnahmen.

Zuwanderung von Fachkräften

Dem Fachkräftemangel wird zum einen mit dem gezielten Anwerben von Personal aus dem Ausland begegnet. Einen guten Effekt hat das bereits bei der Alten- und Krankenpflege: Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahre 2020 15.500 im Ausland erworbene Abschlüsse aus Gesundheits- und Krankenpflege als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu einer in Deutschland erworbenen Qualifikation anerkannt. Seit 2016 hat sich die Anzahl der anerkannten Abschlüsse als Gesundheits- oder Krankenpfleger fast verdreifacht. Mit dem zum 01.03.2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist der deutsche Arbeitsmarkt nicht nur für Hochqualifizierte, sondern auch für Menschen mit anerkannter Berufsausbildung vollständig geöffnet.

Studium, Aus- und Weiterbildung

Mit dem Pflegereformgesetz – in Kraft seit 01.01.2020 – wurden die Ausbildungen „Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege“ zur „Pflegekraft“ zusammengeführt. Der Wechsel zwischen den Fachrichtungen sollte vereinfacht und der Tätigkeitsbereich breiter aufgestellt werden, um die Pflegeberufsausbildung attraktiver zu gestalten. Auch die im erzieherischen und heilpädagogischen Bereich entstehenden Ausbildungsmöglichkeiten mit attraktiven Vergütungen ist ein Versuch, mehr Menschen für diese Berufe zu gewinnen: Bei der Caritas werden Auszubildende in der praxisintergrierten Erzieherausbildung mit monatlich 1.200 bis 1.400 Euro auf dem gleichen hohen Niveau wie Pflegekraftauszubildende bezahlt. In die gleiche Richtung gehen auch die dualen Studiengänge, etwa für Sozialpädagogik, die bei der Caritas in jedem Fall vergütet werden.

Ausblick und neue Ideen

Gute Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit in den sozialen Berufen reichen nicht aus, genug Menschen für diese Berufe zu begeistern. Das kann daran liegen, dass vielen die Verdienstmöglichkeiten in Sozialberufen nicht bekannt sind. Ein anderer Grund sind aber auch die häufig als unattraktiv eingeschätzten Arbeitszeiten mit Schicht- und Wochenenddiensten. Deshalb ist es die Gestaltung der Arbeitszeit, die in den Fokus gerückt gehört: für potenzielle Auszubildende, Wiedereinsteiger oder Teilzeitkräfte.

Die Arbeitszeitgestaltung ist eine wichtige Ressource, um den Engpass auf dem Arbeitsmarkt zu entschärfen, indem vorhandene Potenziale ausgenutzt werden. Bereits vorhandene und gelebte familien- und freizeitfreundliche Konzepte zur Work-Life-Balance müssen weiterentwickelt oder auch eine flexiblere Rückkehr aus der Elternzeit beziehungsweise mehr Stunden im Teilzeitmodell möglich gemacht werden. „Springerkonzepte“ stellen alternative und bedarfsorientierte Konzepte zur Abdeckung plötzlicher Personalausfälle dar. In einem Pilotprojekt der Diakonie Bayern konnte damit ein Rückgang der Überstunden um bis zu 66 Prozent, eine deutliche Steigerung der Arbeitszufriedenheit und eine um 40 Prozent gesunkene Krankheitsquote erzielt werden.

Eine Untersuchung der Arbeitnehmerkammer Bremen, der Arbeitskammer des Saarlandes und des Instituts Arbeit und Technik kommt zu dem Ergebnis, dass allein bei Pflegefachkräften zwischen 300.000 und 660.000 zusätzlichen Vollzeitstellen besetzt werden könnten, wenn entsprechend ausgebildete Personen zurück in den Pflegeberuf gehen würden oder Teilzeitkräfte ihren Arbeitsumfang aufstocken würden. Laut Befragung der Studienteilnehmenden gehören neben einer angemessenen Bezahlung vor allem auch verlässliche Dienstpläne und eine bedarfsgerechte Personalbemessung zu den wichtigsten Bedingungen für einen Wiedereinstieg oder für eine Stundenerhöhung.

Nachdem sich die Löhne und Gehälter in den sozialen Berufen zuletzt sehr positiv entwickelt haben und dem Vergleich mit vielen Berufen in anderen Branchen standhalten, wird künftig die attraktive Gestaltung der Arbeitszeit immer wichtiger werden.

Dieser Artikel ist auch bei tge-online.de erschienen.

Ökonomische Analyse

Autor/-in: Anusha Anthonippillai, Dr. Pascal Krimmer

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