Entgeltstatistik 2023 – Verdienst in Altenpflege höher als Durchschnitt aller Berufe
Die Daten der „Entgeltstatistik“ (Stichtag 31.12.2023) werden aus den Sozialversicherungsmeldungen der Unternehmen abgeleitet. Der Entgeltatlas ist eine interaktive Deutschlandkarte, in der die durchschnittlichen Gehälter als Medianentgelte der Berufe nach Merkmalen wie Geschlecht, Region und Altersgruppe abrufbar sind. Das Medianentgelt ist das mittlere Entgelt über alle Vollzeitbeschäftigte hinweg. Die untere Hälfte der Beschäftigten erzielt ein Entgelt unterhalb des Medianlohns, die obere Hälfte oberhalb des Medianlohns.
Medianentgelt ist kräftig gestiegen
Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte am 22. Juli 2024 die jährliche Lohnstatistik (Stichtag 31.12.2023), die „Entgeltstatistik“. Das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten betrug im Jahr 2023 3.796 Euro; das sind 150 Euro mehr als im Vorjahr. Demnach sind die Löhne und Gehälter um 4,1 Prozent gestiegen. Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 3,7 Prozent, nachdem im Corona-Jahr 2020 ein Tiefstwert von 0,8 Prozent erzielt worden war. Der hohe Zuwachs von 4,1 Prozent ist daher auf die hohen Tarifabschlüsse der letzten Jahre zurückzuführen. Über den Zeitraum 2015 bis 2023 ist das Medianentgelt um 23 Prozent gestiegen.
Wie in den Jahren zuvor erzielten Vollzeitbeschäftigte in Hamburg (4.304 Euro), Baden-Württemberg (4.134 Euro) und Hessen (4.087 Euro) die höchsten Medianentgelte; die niedrigsten Entgelte wurden in Mecklenburg-Vorpommern (2.785 Euro), Thüringen (2.087 Euro) und Sachsen-Anhalt (2.855 Euro) verzeichnet. Auch der Unterschied zwischen den neuen und alten Bundesländern nimmt weiterhin ab: 2023 lag das Medianentgelt im Westen bei 3.898 Euro und im Osten bei 3.329 Euro. Der West-Ost Unterschied im Medianentgelt liegt daher derzeit bei 569 Euro (2022: 595 Euro; 2021: 619 Euro) bzw. 17,1 Prozent.
Auch zeigte sich, dass der Verdienst abhängig ist vom Anforderungsniveau der Tätigkeit. Das Medianentgelt lag für Fachkräfte bei 3.519 Euro und für Helfer bei 2.720 Euro. Spezialisten erhielten 4.794 Euro und Experten 6.057 Euro. Die größte Entgeltsteigerung im Vergleich zum Vorjahr erzielten erneut die Helfer mit einem Wert von 5,8 Prozent. Fachkräfte verzeichneten ein Lohnplus von 4,0 Prozent. Spezialisten (3,6 Prozent) und Experten (3,2 Prozent) mussten sich mit einer unterdurchschnittlichen Steigerung zufriedengeben.
Entwicklung des Medianentgeltes in der Alten- und Gesundheitspflege 2023
Die neuesten Daten zum Mediangehalt zeigen auch, dass deutliche Lohnsteigerungen in der Gesundheitsbranche verzeichnet wurden. Demnach erhielten Beschäftigte in der Gesundheits- und Krankenpflege (gemäß Klassifikation der Berufe KldB 2010: 813) ein Medianentgelt von 3.997 Euro; das sind 113 Euro mehr als im Vorjahr und entspricht einem Zuwachs von 2,9 Prozent. Gegenüber 2015 sind die Gehälter um 28 Prozent gestiegen.
In der Altenpflege (gemäß Klassifikation KldB 2010: 821) wurde 2023 ein Medianentgelt von 3.570 Euro erzielt; mit einem Plus von 241 Euro gegenüber 2022 (3.329) entspricht dies einer überdurchschnittlichen Steigerung im Medianentgelt von 7,3 Prozent. Seit 2015 ist der Medianentgelt hier um 53 Prozent gestiegen.
Insgesamt ist anzumerken, dass sich die betrachteten Gruppen von Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in der Altenhilfe grundsätzlich unterschiedlich zusammensetzen. Dies erklärt zumindest einen Teil des Unterschiedes bei den Medianverdiensten. So ist das eingesetzte Personal im Krankenhaus im Durchschnitt höher qualifiziert, da zum einem der Anteil der „Nichtfachkräfte“ (bei Caritas sind das die Entgeltgruppen P 4 und P 6) im Krankenhaus kleiner ist und zum anderen der Anteil der Beschäftigten mit schwierigen Tätigkeiten oder mit Fachweiterbildung höher ist als in der Altenhilfe. Diese Pflegefachkräfte sind zum Beispiel in den AVR nicht in der Entgeltgruppe P 7, sondern in den Entgeltgruppen P 8 oder P 9 eingruppiert. Für den Bereich der Caritas gilt aber dennoch, dass die festen Vergütungen in der Alten- und Krankenpflege in den einzelnen Entgeltgruppen gleich sind und somit für gleiche Tätigkeiten auch gleich vielbezahlt wird.
Der Unterschied des Medianentgelts zwischen den neuen und alten Bundesländern macht sich – wie in den vergangenen Jahren – im Gesundheits- und Sozialwesen weniger bemerkbar. Im Westen wurde im Gesundheitswesen ein Medianentgelt von 3.815 Euro erzielt; das sind 99 Euro bzw. 2,66 Prozent mehr als im Osten (3.716 Euro). Im Bereich Heime und Sozialwesen lag die Differenz zwischen Ost (3.520 Euro) und West (3.721 Euro) bei 201 Euro bzw. 5,7 Prozent.
Einen Überblick über die Entgelte in der Altenhilfe gibt die Abbildung. Im Bereich der Caritas sind die Gehälter im Jahr 2023 nicht gestiegen. 2023 haben die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro erhalten. Deshalb werden in der Abbildung Werte für 2022 (vor der letzten Lohnsteigerung) und 2024 (nach der letzten Lohnsteigerung) ausgewiesen. Der mittlere Bruttolohn von Fachkräften in der Altenhilfe lag laut Entgeltatlas 2023 bei 3.901 Euro (hellgrauer Balken) – und damit deutlich über dem Median für alle Fachkräfte, die auf einen Bruttolohn von 3.519 Euro (dunkelgrauer Balken) kamen. Das Medianentgelt für Fachkräfte in der Altenhilfe liegt seit 2020 über dem aller Fachkräfte. Der Abstand wächst von Jahr zu Jahr und beträgt im Jahr 2023 nun schon 382 Euro. Für den Bereich der Caritas liegen keine Medianentgelte vor. Als Vergleichsgröße werden daher Durchschnittswerte herangezogen, die auf Basis der FAKTENBLÄTTER der Caritas-Dienstgeber ermittelt werden. Die so für den Bereich der Caritas ermittelten Werte sind in der Abbildung als rote Balken für die Jahre 2022 und 2024 – 2023 gab es keine Anpassung der Löhne - dargestellt. Demnach verdienten Fachkräfte (Entgeltgruppe P 7) bei der Caritas bereits im Jahr 2022 durchschnittlich 3.776 Euro und damit bereits mehr als Fachkräfte aller Bereiche (3.519 Euro) im Jahr 2023. Der Verdienst lag bereits 2022 auf dem Niveau des Durchschnitts der Vollzeitbeschäftigten aller Branchen, die im Jahr 2023 auf ein Medianentgelt von 3.796 Euro kommen (dunkelgrauer Balken ganz rechts). Auch Pflegehelfer(innen) im Bereich der Caritas kamen mit 3.047 Euro bereits 2022 auf ein Bruttoentgelt, das deutlich über den Werten aus dem Entgeltatlas 2023 liegt. Im Jahr 2024 wurden die Löhne im Bereich der Caritas – nach der „Nullrunde“ in 2023 – dann deutlich erhöht. Bei Fachkräften (Entgeltgruppe P 7) liegt der durchschnittliche Verdienst mit 4.149 Euro knapp 10 Prozent über dem Wert von 2022 und rund 6,5 Prozent über dem Median für diese Personengruppe im Entgeltatlas 2023. Bei Pflegehelfer(innen) sind die Gehälter sogar um mehr als 10 Prozent auf 3.359 Euro gestiegen. Dieser Wert liegt sogar mehr als 15 Prozent über dem Median aus dem Entgeltatlas 2023. In den ausgewiesenen Eurowerten gehen sowohl Pflegehelfer(innen) ohne Ausbildung in der Entgeltgruppe P 4 (85 Prozent) und solche mit einjähriger Ausbildung in der Entgeltgruppe P 6 (15 Prozent) ein.
Fazit und Ausblick auf Tarifrunden
Die aktuellen Daten der Entgeltstatistik verdeutlichen, dass die Lohnsteigerungen in der Altenpflege seit 2015 mit 53 Prozent fast doppelt so stark ausgefallen sind wie im Durchschnitt aller Branchen mit 23 Prozent. Auch die Beschäftigten in den Altenpflege-Einrichtungen der Caritas erzielten ein überdurchschnittliches Lohnplus: die Löhne für Helfer liegen bereits 2022 über denen der Entgeltstatistik; die Löhne für Fachkräfte sind weiterhin im Aufholprozess und übertreffen seit März 2024 den Durchschnittslohn wieder ganz deutlich. Diese Entwicklung wird durch den Druck, den der Fachkräftemangel auf den Arbeitsmarkt ausübt, weiterbefördert. Die Lohnentwicklung zeigt, dass die Pflegeberufe nicht nur aufgeholt haben, sondern inzwischen sogar überdurchschnittliche Vergütungen bieten. Einen beachtenswerten Anteil an dieser Entwicklung hat die Arbeit der Pflegekommission in Verbindung mit den zum 1. September 2022 eingeführten Regelungen zur Tarifanwendung für Pflegeeinrichtungen (§§ 72, 82c SGB XI). Dieses System, an dem die Caritas-Dienstgeber als Mitglied der Pflegekommission und Befürworter der benannten SGB XI-Regelungen mitwirken, setzt den Rahmen für die Ausgestaltung einer zukunftsfesten Langzeitpflege in Deutschland. Die Statistik verdeutlicht aber auch, dass nicht in allen Berufen, in denen Fachkräfte gesucht werden, auch derartige Lohnsteigerungen vollzogen worden sind. Für die Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe beispielsweise liegt 2023 ein Medianentgelt von 2.550 Euro vor; gegenüber 2015 entspricht dies einer Steigerung von 38 Prozent. Wie schon die Daten zur Reallohnentwicklung, zeigen auch die Daten der Entgeltstatistik erneut auf, dass die Beschäftigten im unteren Lohnbereich (Helfer) die stärksten Gehaltssteigerungen erzielten. Für anstehende Tarifrunden bedeutet dies, dass eine weitere Annäherung der Lohngruppen weder notwendig noch vertretbar ist. Es ist an der Zeit, auch Fach- und Führungskräfte wieder in den Fokus zu nehmen, um eine stärkere Spreizung in der Lohnverteilung zu erzielen und damit positive Anreize für Qualifikation und Übernahme von Verantwortung zu setzen.
Ökonomische Analyse